Ein gordischer Knoten
Seit Ralph Nader wissen wir, dass das US-Recht seine Bürger vor Fehlern von Unternehmen schützt – wenn sich jemand darum kümmert, das gerichtsfest zu beweisen
Seit Ralph Nader wissen wir, dass das US-Recht seine Bürger vor Fehlern von Unternehmen schützt – wenn sich jemand darum kümmert, das gerichtsfest zu beweisen
Zunächst: ich leugne nichts, denke (zumindest in diesem Punkt) stur geradeaus, hoffe auf den Impfstoff und halte mich „mehr als nur“ an die Regeln. Ich gehe dem Virus durch weitgehende Selbstverknastung aus dem Weg – bei gelegentlichen Freigängen – zum Einkauf – verhalte ich mich umsichtig vorsichtig.
In seiner Spiegelkolumne fragt Sascha Lobo: „Wo kommen eigentlich die ganzen Putinfreunde her?“, in seinem PodCast höre ich davon. Über „meine Haltung zu Russland“ hatte ich noch nicht ernsthaft nachgedacht, aber nachdem ich Lobos PodCast gehört hatte, war ich mir selbst verdächtig!
Wenn ich überhaupt so etwas wie „meine Heimat“ kenne, so ist es meine Sprache. Vielen Bemerkungen meines Umfeldes kann ich entnehmen, dass ich sie „ganz gut“ beherrsche; vielleicht auch etwas zu gut. Als ich kürzlich mit dem Notruf der Polizei zu tun hatte und einen Fall schilderte, in dem ich Hilfe brauchte, sagte der Beamte am Telefon: „Sie reden so komisch. Ich kann Sie kaum verstehen.“ Ich versteh den Mann: das war hochdeutsche Schriftsprache, deutlich prononciert und in gemessenem Tempo. Hört man im hessischen NordOst-Sibirien nicht alle Tage.
Ich werde krank.
Schon seit einiger Zeit verspüre ich eine aufkommende Meinungsintoleranz, mein Frontallappen revoltiert, ich habe dogmatische Hitzewallungen und in den letzten Tagen zeige ich regelrecht intellektallergische Abstossungsreaktionen. Ich will aber - eigentlich - gar nicht drüber reden; habe sogar Tendenz, die Krankheit zu leugnen. Wobei, das ist nicht ganz richtig, es ist ja eher, das ich mich mit dem Scheiss nicht auseinandersetzen will.
Ich weiss nicht, wie mir geschah – aber seit zwei, drei Jahren, vermutlich ausgelöst durch einen Mangel, haben sich Fragen der geostrategischen (Militär-)Politik in meine Aufmerksamkeit eingeschlichen; eigentlich das Letzte, was meine feinsinnig-kultur-philosophisch-zeitgeistige Pulsnahme etwas anginge. Nee, ich lüge – ich weiss es doch: Die Orange und der kleine Raketenmann und jemand hatte mir das Büchlein „Unsere Frau in Pjöngjang“ empfohlen, ... und so kam eins zum anderen, und mit einem Mal war die NATO meine Baustelle.
Es ist jetzt vielleicht 10 Tage oder 3 Wochen her, dass wir verstanden haben, wie ernst die Epidemie ist; wir: als Gesellschaft, wir als Welt. Es dauerte, bis sich der soziale Druck bis in die uneinsichtigsten Köpfe vorgekämpft hatte – und bei jenen mit genügend wenig Grips und Erfahrung ist vermutlich immer noch eine gewisse Strecke bis zur Einsicht zu überwinden: Wenn ich auf den Parkplatz der grossen Firma nebenan schaue, bei Schichtende: weder Mundschutz noch Abstand; Fahrgemeinschaften, Grüppchen, alles wie gehabt.
In der Zeit steht ein bemerkenswerter Text; ich musste tatsächlich eine Weile hin- und her- und darüber nachdenken, bis ich das für mich einordnen konnte.
„Wer zum Kegeln geht," hat MRR einmal gesagt, „muss damit rechnen, dass die Pins gezählt werden." Einerseits denke ich daher, ich: staatstragend, ich: zynisch ..., Politik ist Kommunikation, und wer deren Anforderungen nicht bedienen will oder kann, sollte das Feld räumen.
Bereits während meines Studiums im letzten Jahrtausend hatte sich die pazifische Region als aufkommendes geopolitisches Interessenfeld herumgesprochen, und spätestens mit Barack Obama wurde der strategische Wechsel der politischen Aufmerksamkeit regierungsamtlich. Dass die NATO wackelt, das wissen wir also nun schon eine ganze Weile. Europa reagierte: und steckte den Kopf tief in den Sand.
Erst mit Donald Trump wurde der Haarriss zur Bruchkante und erst mit Emmanuel Macron hat das ein europäischer Politiker einmal ausgesprochen.
Die Kommentarfunktion meiner Website wurde in den letzten Wochen von Spammern und Malware angegriffen, derer meine Leute technisch noch nicht Herr werden konnten. Vermutlich werden wir eine Authentifizierung einführen müssen; die finde ich auch anderwärts lästig, deswegen suchen wir noch einen anderen Weg. B.a.w. bleibt die Kommentarfunktion abgeschaltet.
IvD