KULT

Subjektloses Denken

Ich zweifle immer wieder, ob ich meinem Denken und Schreiben einen Gefallen tue, wenn ich mich der 1. Person Singular anvertraue und mich, den Autor eines Gedankens, zugleich als Subjekt in diesen Gedanken einbringe. Gleichsam noch schlimmer wird es, wenn ich mich in ein „wir“ eingemeinde, auf dessen Zugehörigkeiten und Grenzen ich selbstverständlich allenfalls assoziativ verweisen kann: „Du“ würdest es Dir mit Verve verbieten, ungefragt zum Teil meines „Wir“ zu werden! Ich bin mir also dessen bewusst, und die 1.

DemokraWie

Worüber kann man, worüber muss man diskutieren? Diskutieren in dem Sinne, dass Meinungen, Haltungen, Standpunkte denkbar und auch dann noch akzeptabel sind, wenn sie unvereinbar auseinander liegen? Was nicht diskutiert werden kann, nennen wir ein Tabu. Immer wieder werden Tabus gebrochen: mal tanzt der Zeitgeist aus der Reihe, mal haben sich die tabuisierenden Umstände verändert. 

Menschenwerk

Sabine Bendiek: „Denn das Tempo der technologischen Veränderung nimmt weder Rücksicht auf politische Befindlichkeiten noch auf tradierte Entscheidungsprozesse.“

Das ist wahr: Entwicklungen, ob sie nun technologische Veränderungen bezeichnen oder ökonomische, politische oder kulturelle Trends, nehmen auf gar nichts Rücksicht.

Nicht auszuschliessen

Porth, Goetz, Houellebecq, Biller, Berg. Nicht eben meine literarische Grundversorgung, oft genug reizt es mich nicht einmal zur Kritik. Sibylle Berg hat sich mit GRM-Brainfuck in meiner persönlichen Literaturgeschichte eine eigene Kerbe verdient, OBWOHL ich das Buch ziemlich widerlich finde. 

Positivliste

Ein Aufsatz in wired legt nahe, dass Crispr aus dem Laborstadium in die Praxis übersiedelt. Die unvermeidliche Frage, die auch in wired aufgeworfen wird, ist die: Wie weit wollen „wir“ gehen? Was wollen wir zulassen.

Über dieser Frage wird jetzt jede Menge warme Luft bewegt werden. Die Moral- und Ethik-Kommision wird Sonderschichten einlegen, runde Tische werden einberufen, Gutachten werden erstellt. Etcpp.
Same procedure as last year. 

Das Juste Milieu

Ich beobachte, dass Diskussionen (ihr Kammerton sozusagen) sich mit dem Alter ändern. Radikal und kenntnisarm, von „ich kann nicht anders“ bis revolutionär in der Jugend, unsicher moderat und selbstzentriert opportunistisch, von ungreifbar bis aalglatt in der Mitte des Lebens und zynisch schliesslich, provozierend und rücksichtslos im Alter; nicht selten reaktionär. Mit den Attributen verweise ich bereits auf meine Interpretation: das Sein bestimmt das Bewusstsein. „Freedom‘s just another word for nothing left to loose.“ So die Jugend.

Des Bürgers neue Kleider

Man irrt ja gern: Das Ende der Geschichte, eine Prognosen wie von den Zeugen Jehovas, war dann doch nicht über uns gekommen. Nun hat Francis Fukuyama der Westlichen Gesellschaft „Identität“ diagnostiziert. 

"Ich, Ich, Ich. Ich großgeschrieben, Ich durchgestreckt. Überall Ich." 

Elon Musk –

Es ist schwer, etwas gut, gar exzellent oder sogar herausragend hinzukriegen. Um 4,5 Sterne zu bekommen braucht es SEHR wenige Rezensionen (Mama, Papa und die beste Freundin) ODER ein sehr gutes Produkt. In diesem Fall sprechen die 252 Bewertungen eine deutliche Sprache.

FlashBack

1999 veröffentlichte Ray Kurzweil sein Buch „The Age of Spiritual Machines“ (dt.: Homo Sapiens, Köln 1999). Beim Research war es mir grad wieder untergekommen. Vor 20 Jahren hatte ich über dieses Buch schon einmal nachgedacht. Und wie ich nun darin blättere und noch mal nachgelesen habe, was ich damals dazu schrieb, bin ich überrascht.