Schulz bei Will
Mein Programm lief in der ARD.
In den letzten Tagen kommt es in meiner timeline immer wieder zu Diskussionen, die die Verwendung des Pronomens „wir“ in der meinungsbildenden Öffentlichkeit adressieren.
Ich kenne das Dilemma.
Mein Programm lief in der ARD.
Man kommt ja kaum nach.
Irgendein Link (http://www.brandchannel.com/2017/01/20/davos-sergey-brin-012917/) führte mich zufällig zu dem Davos-Talk von Klaus Schwab mit Sergey Brin. Honestly, ich war von den Socken.
Der Mensch, heisst es, habe eine Nase, zwei Augen, zwei Ohren, ... es gibt Ausnahmen. Gleichwohl werden wir wohl Verallgemeinerungen dieser Qualität akzeptieren. Obwohl ...
Der deutsche trägt Lederhosen und isst Sauerkraut. Ausnahmsweise. Gelegentlich. Einige. In dieser Angelegenheit reagieren wir empfindlich. Die Verallgemeinerung ist uns entschieden zu amerikanisch - nein, sie disqualifiziert die Verallgemeinerung grundsätzlich. Vorsorglich haben einige daher ein Verallgemeinerungstrauma entwickelt, das sich politisch ausserordentlich korrekt anhört.
Über Xing und Roland Tichy tobt eine Verdrängungsschlacht, oder ist es schlimmer? Je Facebook, desto Meinungskrieg. Tichy verschiesst täglich seine Kalter-Krieg-Kanonen. Und Le Juste Milieu hält dagegen die Wacht am Rhein.
Wenn ich tief in mich hinein horche, so dringen von dort immer wieder die Echos eines Grundwiderspruches nach oben: Ich bin von Ideen überzeugt (im Sinne: es braucht ein Konzept, um etwas zu erreichen, es braucht Pläne, Strategien, Ideen, um die Welt zu gestalten), zugleich aber „glaube ich nur an Personen“. In der Sache müsste das kein Widerspruch sein, eigentlich, in der Praxis aber ist der schier unüberwindlich.
Dagegensein, das kann jeder: Terror, AfD, Donald, Brexit (you name it). Es ist einfach, dagegen zu sein, ein warmes Gefühl in der Mitte meiner Peers, meiner Wagenburg. Zustimmung, Kopfnicken, jawoll, jawoll.
Und natürlich ist es richtig, dagegen zu sein. Es überzeugt aber niemanden.
Von Max Frisch stammt (sinngemäss) die Sentenz: „Wenn Ehrlichkeit hiesse, einfach alles zu sagen, es wäre einfach, ehrlich zu sein; ... Tugend auf Kosten der anderen.“
1. Ich erinnere einen Moment, in dem ich ein zynisch-ironisch-sarkastisches "faschistoides" Pamphlet für eine ernstgemeinte Aufforderung gehalten habe und einen flammenden Protestbrief an den Freund geschrieben habe, der es mir geschickt hatte (damals herrschte noch das Briefzeitalter). Der Freund rief mich an, erschreckt und belustigt, und wies mir haarklein mein Unverständnis nach. Es lag ja eine lange Kupferleitung zwischen uns, so konnte er nicht sehen, wie ich vor Scham und Wut rot anlief. Es ist Jahrzehnte her, ich habe die Demütigung nicht vergessen.
Ich will es mir mit meinem Freund #DonaldBerkenhoff nicht verderben. Doch unter uns Kupferstechern, es ist Zeit, ihm einmal kräftig zu widersprechen. Donald ist Regisseur und favorisiert ein Theater, das "verstört", ungefähr in jedem fünften Post belobigt er die Verstörungskraft irgendeiner Inszenierung. Bei aller Liebe, und sie war innig, und noch immer können wir uns tagelang über den Lauf der Welt streiten, konnten wir uns über das Theater noch nie einig werden (und er würde mir vorhalten, dass ich mich dem ja überhaupt gar nicht erst aussetze, somit nicht wisse, wovon ich spreche).